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Natürliche Radioaktivität in Tabak

1. Natürliche Radionuklide in Tabakblättern

Tabakblätter enthalten natürliche Radioaktivität. Dabei sind besonders die Radionuklide Polonium-210 und Blei-210 zu nennen. Beides sind Zerfallsprodukte von Radon. Das natürlich radioaktive Edelgas Radon gelangt aus dem Boden in die Luft und seine Zerfallsprodukte lagern sich auf Tabakblättern ab, die diese viel stärker aufnehmen, als andere Pflanzen. Beim Rauchen von Zigaretten werden Polonium und Blei zum grossen Teil in der Lunge aufgenommen. Das führt bei Rauchern zu einer Strahlendosis durch Inhalation dieser Radionuklide. Neben Polonium-210 und Blei-210 sind auch weitere natürliche Radionuklide im Tabak zu finden. Ihr Beitrag zur Strahlendosis ist aber meist von untergeordneter Bedeutung. Eine neuere Studie (Kubalek, 2016) geht speziell auf den Beitrag von Thorium-Radionukliden ein. Bei Thorium ist zu beachten, dass die Aufnahme über die Wurzeln erfolgt und nicht wie bei den Radon-Zerfallsprodukten zusätzlich über die Luft. Es ist daher zu vermuten, dass der Gehalt von Thorium in Tabakblättern eher konstant (tief) ist und nicht so stark schwankt wie derjenige von Polonium.

2. Wie hoch ist die Strahlenexposition durch natürliche Radioaktivität beim Rauchen?

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die sich mit der Strahlendosis aufgrund der natürlichen Radioaktivität im Tabak befassen. Tabelle 1 zeigt eine Zusammenstellung die Ergebnisse von neueren Studien. Der Mittelwert für die effektive Dosis beim Rauchen von einem Paket Zigaretten (20 Stück) täglich beträgt 0.26 mSv pro Jahr. Die Schwankungsbreite der Einzelwerte reicht von 0.02 mSv pro Jahr bis 0.7 mSv pro Jahr. Sie erklärt sich hauptsächlich durch unterschiedliche Gehalte von Polonium-210 und Blei-210 im Tabak. Der Mittelwert aus Tabelle 1 stimmt mit der von der französischen Strahlenschutz-behörde ermittelten zusätzlichen Dosis für starke Raucher überein (0.3 mSv pro Jahr; IRSN 2015). Einen etwas tieferen Mittelwert für die Strahlendosis durch Rauchen nennt UNSCEAR : 0.1 mSv pro Jahr, bei 30 Zigaretten pro Tag (UNSCEAR, 2000). Der Vergleich mit anderen Dosisbeiträgen zeigt, dass die zusätzliche Dosis für Raucher (0.26 mSv pro Jahr) tiefer ist, als die durchschnittliche Dosis durch natürliche Radioaktivität ohne Radon (1.1 mSv pro Jahr) und viel tiefer, als die durchschnittliche Dosis durch Radon in Gebäuden (3.2 mSv pro Jahr).

Tabelle 1: Schätzungen der jährlichen Dosis beim Rauchen von 20 Zigaretten am Tag [mSv/Jahr]

Autor Minimum Maximum Mittelwert Bemerkung
Papastefanou 2007 0.10 0.27 0.17 ​
Peres and Hiromoto 2002 0.12 0.40 0.16 Brasilien
Desideri 2007 0.15 0.50 0.29 Italien
Khater and Al-Sewaidan 2006 0.40 0.70 0.55 Saudi-Arabien
Iwaoka 2012 ​ ​ 0.27 verschiedene
Godwin 2010 0.15 0.37 0.26 Indien
Khater 2004 0.37 0.52 0.44 Ägypten
Taroni 2014 0.06 0.08 0.07 Italien
Sakoda 2011 0.02 0.12 0.07 Japan
Kubalek 2016 ​ ​ 0.16 incl. 0.09 mSv/Jahr von Th-Isotopen
Jankovic Mandic 2015 ​ ​ 0.51 ​Serbien (auf 20/Tag umgerechnet)
Durchschnittswert ​ ​ 0.26
natuerliche_radioaktivitaet_in_tabak.txt · Last modified: 2017/10/17 14:23 by pst